Armin Schöne

Armin Schöne

Ein erfülltes Leben zwischen Wirtschaft und Forschung
Portraitfoto

Armin Schöne war ein Mann mit vielen Interessen und Facetten.

Er war ein Familienmensch als Vater von zwei und Großvater von 4 Kindern.

Er war ein Professor, der für die Forschung gelebt hat, von Wissensdrang angetrieben wurde und mit viel Engagement den Aufbau seines Fachgebiets an der Universität Bremen vorangetrieben hat.

Er war ein Manager, der Strukturen, Netzwerke und Fachgesellschaften geschaffen hat und mit viel Energie und Überzeugungsarbeit Mitstreiter gewonnen hat.

Er war ein Schachprofi, der mit seinen originellen Eröffnungsgedanken seine Mitspieler begeisterte und aussichtslos erscheinende Partien wenden konnte, wodurch er legendär wurde.

Er war ein Historiker, der sich auch noch im Ruhestand intensiv mit der Geschichte rund um die Stadt Bremen bis ins frühe Mittelalter beschäftigte und viele weiße Flecken der Historie ausfüllte.

Er war ein Autor, der sich durch die Veröffentlichung von 19 Büchern und über 400 Aufsätzen in den Bereichen Mess- und Systemtechnik, Informatik und Geschichte hervorgetan hat.

Meinem Vater Armin Joachim Schöne (1932-2020) lag mein Fortkommen und Wohlergehen stets sehr am Herzen. Unser Verhältnis war umso herzlicher, je älter wir beide wurden.

Er wurde am 15. Juni 1932 in Reichenbach in Niederschlesien als drittes von 4 Kindern geboren. Die Vorfahren nach beiden elterlichen Seiten stammten aus Oberschlesien aus der Region Beuthen (polnisch Bytom). Meine Großeltern betrieben damals ein Süßwarengeschäft. Mein Vater hatte einen älteren Halbbruder mütterlicherseits, Erich, und die zwei älteren Brüder Hanns-Detlev und Hartwig, an denen er sehr gehangen hatte. Hanns-Detlev ist im Krieg gefallen. 1934 wurde sein jüngerer Bruder Jürgen geboren, der heute in Erftstadt lebt.

Mein Großvater Rochus war hauptamtlicher Bürgermeister mehrerer schlesischer Städte. Die Familie zog oft um und lebte in Reichenbach, Breslau, Silberberg, Hausdorf bei Neurode und Stahlhammer.

1938 wurde mein Vater in Hausdorf eingeschult. Ab 1941 besuchte er das Gymnasium in Tarnowitz. Seine Freude am Schachspiel hat er bereits in dieser Zeit entdeckt. Mein Großvater spielte ebenfalls Schach und organisierte Turniere. Die Kindheit in Schlesien war unbeschwert, abgesehen vom Verlust des Bruders.

Die Familie floh vor der vorrückenden Roten Armee Anfang 1945 nach Bayern. In Bergheim bei Augsburg fand sie eine Bleibe und baute in Eigenarbeit mit einfachen Mitteln ein kleines Haus. In der Zeit verstarb der Bruder Hartwig. Die Familie brachte sich wie damals üblich auf abenteuerliche Weise durch.

Mein Vater erwarb 1950 in Augsburg das Abitur und studierte danach Maschinenbau an der TU München. 1954 schloss er das Studium als Jahrgangsbester ab. Unterhalt und Studiengebühren verdiente er durch Arbeiten auf dem Bau und später als studentische Hilfskraft bei Prof. Gustav Niemann.

1952 wurde er Schachmeister von Bayrisch-Schwaben.

Anfang 1955 trat er eine Stelle bei der Bayer AG in Leverkusen an. Dort blieb er in leitenden Stellungen bis Ende 1969. Er befasste sich mit Verfahrensentwicklungen und war später ein Pionier bei der Einführung der Prozessrechentechnik bei Bayer.

1966 wurde er als Externer an der RWTH Aachen bei Prof. Otto Schäfer mit der Arbeit „Das dynamische Verhalten von Wärmeaustauschern und seine Beschreibung durch Näherungen“ mit der Note „sehr gut“ zum Dr.-Ing. promoviert. Seine anschließende Habilitation schloss er 1969 mit der Arbeit „Prozessrechensysteme in der Verfahrensindustrie“ ab, diese erreichte als Fachbuch 2 Auflagen.

Während dieser Zeit spielte er beim Schachverein Opladen und wurde einmal Mittelrhein-Meister.

Die Großeltern waren Ende der 50er Jahre nach Hoengen bei Aachen gezogen. Mein Großvater lebte bis 1959, die Großmutter bis in die 70er Jahre.

Im Jahr 1961 heiratete mein Vater in Köln meine Mutter Monika. Sie war als Diplomkaufmann auf seinen Wunsch nicht mehr berufstätig und half ihm beim beruflichen Fortkommen, später widmete sie sich hingebungsvoll der Kindererziehung. 1963 wurde ich geboren und 1968 mein Bruder Egbert. Meine Eltern trennten sich 1992 und ließen sich 1997 scheiden.

1969-1971 war er Geschäftsführer einer Vorläufergesellschaft der Elastogran-Gruppe in Lemförde. Gleichzeitig veröffentlichte er das Handbuch „Simulation Technischer Systeme“ als Herausgeber bei Hanser. Er hat insgesamt 19 Bücher verfasst, davon 5 in seinem 9. Lebensjahrzehnt, diese 5 mit historischen Themen, die anderen 14 mit technischen.

Von 1974 bis 1983 war er Professor an der Fachhochschule Bielefeld. Aus seiner Lehre dort ist das Lehrbuch „Digitaltechnik und Mikrorechner“ hervorgegangen. Um 1978 herum gründete er mit Mitstreitern den Verein für Denkmalpflege Lemförde e.V., erreichte, dass Burg und Ortskern in Lemförde unter Denkmalschutz gestellt wurden und vermittelte dem Ort große Mittel aus dem Städtebauförderungsprogramm.

Währenddessen spielte er beim Schachverein Osnabrück und war mehrfach Osnabrücker Stadtmeister, später bei Spenge-Enger und Rochade Bielefeld, dort in der Mannschafts-Bundesliga.

1983 folgte er einem Ruf an die Universität Bremen auf die Professur für Meß-, Regelungs- und Systemtechnik und war seit 1985 bis zu seiner Emeritierung 1997 Leiter des gleichnamigen Hochschulinstitutes. Er gründete die Deutsche Gesellschaft für Meß-, Regelungs- und Systemtechnik e.V., abgekürzt DFMRS, eine Mitgliedsvereinigung der AiF, und erreichte so, dass umfangreiche Fördermittel für angewandte Forschung das Land Bremen bis heute erreichen. Bis zu seinem 80. Lebensjahr war er Präsident und seitdem Ehrenpräsident dieser Gesellschaft. Er gründete das Friedrich Wilhelm Bessel-Institut gGmbH als Tochtergesellschaft der DFMRS und leitete dieses als Geschäftsführer. Ein Schwerpunkt war die Regelung von Windenergieanlagen, denn er war stets der Meinung, dass der hohe Verbrauch fossiler Energie eingeschränkt werden müsse.

In Bremen hat mein Vater bei der Bremer Schachgesellschaft von 1877 gespielt. Seine höchste ELO-Zahl war 2201, das wird heutzutage bei Turnieren in die Kategorie Nationaler Meister eingeordnet. Die letzte ELO-Zahl war 2109. Er spielte sehr gerne an offenen Schachturnieren wie dem in Biel mit, später bei offenen Seniorenmeisterschaften, mindestens eine hat er gewonnen. Die Schach-Datenbanken im Internet geben umfassend über seine Partien und seinen Spielstil Auskunft.

1997 heiratete er seine zweite Frau Helga, eine musikalische Norddeutsche. Diese wurde zur Großmutter meiner 4 Kinder, diese sind seine Enkel. Sie zogen in ihr neu gebautes Haus in Langwedel. Bei den gemeinsamen Reisen ließ er keine Kirche aus, was dazu führte, dass seine Frau ihn zwang, wieder in die Kirche einzutreten.

Wie zuvor in Lemförde begann mein Vater, die Geschichte des neuen Wohnortes zu untersuchen und entdeckte dabei die Lage der Langwedeler Burg wieder. Seit seinem 80. Lebensjahr hat er sich umfassend in die Regionalgeschichte dieser Region seit etwa dem Spätmittelalter über den 30jährigen Krieg bis ins 19. Jahrhundert eingearbeitet und während dieser Zeit 5 Werke verfasst, darunter 2 Biographien, nämlich über Friedrich von der Decken und den letzten Grafen Friedrich von Diepholz.

Er war eine prägende Persönlichkeit. Was er tat, tat er voller Überzeugung und mit Nachdruck. Er war der Meinung, dass der Mensch auf dieser Welt etwas leisten müsse. Seine Vorstellungen und sein Vorbild mögen überdauern!

Heralt Schöne

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